
Prof. Dr. Dr. h.c. Werner Weidenfeld / Prof. Dr. Wolfgang Wessels (Hrsg.):
Jahrbuch der europäischen Integration 2016,
Nomos Verlag, Baden-Baden, 2016, 611 S., brosch., 84,- Euro
ISBN 978-3-8487-3200-5
Jahrbuch der Europäischen Integration 2016
Zum Inhalt
Europa hat den Krisenmodus nicht verlassen, er hat sich im Jahr 2016 sogar verschärft. Die Migrationsproblematik stellte die zwischenstaatlichen Beziehungen und die Akzeptanz der Union weiterhin vor eine harte Belastungsprobe. Zum einen wird den Mitgliedstaaten ein fehlendes Gemeinschaftsgefühl und ein hohes Konfliktpotential attestiert, die die derzeitige Anpassungspolitik der Union gerade in der Flüchtlingspolitik hemmen. Zum anderen wird insbesondere in den Beitragen zu den Mitgliedstaaten deutlich, dass Europas multiplen Problemlagen wie Katalysatoren einer tiefgreifenden Vertrauenskrise in den europäischen Bevölkerungen wirken. Wesentliche Treiber sind auch die nachhaltige Instabilität in der Wirtschafts- und Wahrungsunion sowie die immer noch ungelöste Griechenlandfrage. Diese Entwicklungen haben aber auch dazu beigetragen, dass Deutschland zum unverzichtbaren Akteur in der Europäischen Union wurde, wie Simon Bulmer und William Paterson im diesjährigen Gastbeitrag „Deutschlands Rolle bei der Bewältigung der europäischen Währungs- und Migrationskrisen“ darlegen.
Einen EU-weiten Schock sowie erhebliche politische und wirtschaftliche Unsicherheiten löste das Votum einer knappen Mehrheit der Britinnen und Briten vom 23. Juni 2016 für einen Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union aus. Schließlich wäre der EU-Austritt Großbritanniens ein Präzedenzfall in der Geschichte der europäischen Integration, der nur zu deutlich vergegenwärtigt, welche Folgen durch Populismus angeheizte antieuropäische Stimmungen haben können.
Aber allein der Blick auf Europas Krisenmodus greift zu kurz und verkennt die historischen Errungenschaften der europäischen Integration und ihre Vorzüge für die Unionsbürgerinnen und -bürger – geht es dabei um den EU-weiten Verbraucherschutz, Produktsicherheit, Reise- und Wohnsitzfreiheit oder um gemeinsame Umweltstandards. Im diesjährigen Jahrbuch wird abermals deutlich, dass in vielen Bereichen gerade das Stück an „Nicht-Europa“ Probleme mitverursacht hat und das europäische Krisenmanagement erschwert. Schließlich wird in den Beiträgen konsequent die Notwendigkeit europäischer Antworten auf die zentralen internen und externen Herausforderungen unterstrichen, aber auch grundsätzlichere Debatten gefordert, in denen der Krisenkontext auch als Chance für die weitere Ausgestaltung und den zukünftigen Kurs des europäischen Integrationsprozesses genutzt werden soll.
Das „Jahrbuch der Europäischen Integration“ des Instituts für Europäische Politik (Berlin) dokumentiert und bilanziert seit 1980 zeitnah und detailliert den europäischen Integrationsprozess. Entstanden ist in 36 Jahren eine einzigartige Dokumentation der europäischen Zeitgeschichte. Das „Jahrbuch der Europäischen Integration 2016“ führt diese Tradition fort. In rund 100 Beiträgen zeichnen die Autorinnen und Autoren in ihren jeweiligen Forschungsschwerpunkten die europapolitischen Ereignisse des Berichtszeitraums 2015/16 nach und informieren über die Arbeit der europäischen Institutionen, die Entwicklung der einzelnen Politikbereiche der EU, Europas Rolle in der Welt und die Europapolitik in den Mitgliedstaaten und Kandidatenländern.
Das „Jahrbuch der Europäischen Integration“ ist ein Projekt des Instituts für Europäische Politik, Berlin, das in Kooperation mit dem Centrum für angewandte Politikforschung der Universität München (C.A.P.) und des Centre for Turkey and European Union Studies (CETEUS) der Universität zu Köln verwirklicht wird.
PDF-Downloads:
Inhaltsverzeichnis und Vorwort
1. Die Bilanz
- Die Bilanz der Europäischen Integration 2016 Werner Weidenfeld
- Die Europapolitik in der wissenschaftlichen Debatte Darius Ribbe / Wolfgang Wessels
- Deutschlands Rolle bei der Bewältigung der europäischen Währungs- und Migrationskrisen Simon Bulmer / William Paterson
2. Die Institutionen der Europäischen Integration
- Die institutionelle Architektur der Europäischen Union Wulf Reiners / Wolfgang Wessels
- Europäisches Parlament Andreas Maurer
- Europäischer Rat David Schäfer / Wolfgang Wessels
- Rat der Europäischen Union Nicolai von Ondarza
- Europäische Kommission Andreas Hofmann
- Gerichtshof Siegfried Magiera / Matthias Niedobitek
- Europäische Zentralbank Martin Selmayr
- Rechnungshof Siegfried Magiera / Matthias Niedobitek
- Ausschuss der Regionen Otto Schmuck
- Wirtschafts- und Sozialausschuss Doris Dialer
- Europäische Agenturen Michael Kaeding
3. Die politische Infrastruktur
- Europäische Parteien Jürgen Mittag
- Kirchen und Religionsgemeinschaften Matthias Belafi
- Kommunen in der Europäischen Union Ulrich von Aleman
- Lobbyismus in der partizipativen Demokratie Bernd Hüttemann
- Nationale Parlamente Alexander Hoppe
- Die öffentliche Meinung Thomas Petersen
4. Die Innenpolitik der Europäischen Union
- Agrar- und Fischereipolitik Christian Lippert
- Asyl-, Einwanderungs- und Visapolitik Peter-Christian Müller-Graff / René Repasi
- Beschäftigungs- und Sozialpolitik Peter Becker
- Bildungspolitik Knut Diekmann
- Binnenmarkt Florian Baumann / Sebastian Schäffer
- Digitale Agenda und Cybersicherheit Annegret Bendiek
- Energiepolitik Severin Fischer
- Forschungs-, Technologie- und Telekommunikationspolitik Jürgen Turek
- Gesundheits- und Verbraucherpolitik Sarah-Lena Böning / Remi Maier-Rigaud
- Haushaltspolitik Peter Becker
- Industriepolitik Jürgen Turek
- Kulturpolitik Otto W. Singer
- Menschenrechtspolitik Gabriel N. Toggenburg
- Polizeiliche und justizielle Zusammenarbeit Christoph Gusy / Laura Schulte
- Regionalpolitik Konrad Lammers
- Sportpolitik Jürgen Mittag
- Tourismuspolitik Anna-Lena Kirch
- Umwelt- und Klimapolitik Gaby Umbach
- Verkehrspolitik Sebastian Schäffer
- Währungspolitik Werner Becker / Barbara Böttcher
- Weltraumpolitik Jürgen Turek
- Wettbewerbspolitik Henning Klodt
- Wirtschaftspolitik Roland Döhrn / Wim Kösters
5. Die Außenpolitik der Europäischen Union
- Außenwirtschaftsbeziehungen Wolfgang Weiß
- Europäische Nachbarschaftspolitik Barbara Lippert
- Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik Niklas Helwig / Isabelle Tannous
- Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik Daniel Göler / Lukas Zech
- Afrikapolitik Claudia Simons / Denis M. Tull
- Asienpolitik Franco Algieri
- Die Europäische Union und China Franco Algieri
- Die EFTA-Staaten, der EWR, Island und die Schweiz Burkard Steppacher
- Lateinamerikapolitik Birte Windheuser
- Mittelmeerpolitik Tobias Schumacher
- Nahostpolitik Michael L. Bauer / Simon Hartmann
- Die Europäische Union und die Länder der Östlichen Partnerschaft Katrin Böttger
- Die Europäische Union und Russland Katrin Böttger
- Südosteuropapolitik Franz-Lothar Altmann
- Die Europäische Union und die USA Gerlinde Groitl
- Die Europäische Union und Zentralasien Katrin Böttger
6. Die Erweiterung der Europäischen Union
- Die Erweiterungspolitik der Europäischen Union Barbara Lippert
- Albanien Tobias Flessenkemper
- Bosnien und Herzegowina Tobias Flessenkemper
- Kosovo Tobias Flessenkemper
- Mazedonien Oliver Schwarz
- Montenegro Sebastian Schäffer
- Serbien Sabine Willenberg
- Türkei Funda Tekin
7. Die Europäische Union und andere Organisationen
- Die Europäische Union und der Europarat Klaus Brummer
- Die Europäische Union und die NATO Hans-Georg Ehrhart
- Die Europäische Union und die OSZE Wolfgang Zellner
- Die Europäische Union und die Vereinten Nationen Günther Unser
8. Die Europapolitik in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union
- Belgien Christian Franck
- Bulgarien Johanna Deimel
- Bundesrepublik Deutschland Michael Garthe
- Dänemark Tobias Etzold / Christian Opitz
- Estland Andres Kasekamp
- Finnland Tuomas Iso-Markku
- Frankreich Joachim Schild
- Griechenland Heinz-Jürgen Axt
- Irland Mary C. Murphy
- Italien Alexander Grasse / Jan Labitzke
- Kroatien Višnja Samardžija
- Lettland Detlef Henning
- Litauen Tobias Etzold
- Luxemburg Jean-Marie Majerus
- Malta Heinz-Jürgen Axt
- Die Niederlande Mirte van den Berge
- Österreich Katrin Auel / Johannes Pollak
- Polen Ryszarda Formuszewicz
- Portugal Bruno Oliveira Martins
- Rumänien Alexandru Damian
- Schweden Tobias Etzold / Christian Opitz
- Slowakei Marta Kralikova
- Slowenien Marko Lovec
- Spanien Ignacio Molina / Susanne Gratius
- Tschechische Republik Volker Weichsel
- Ungarn Heiko Fürst
- Vereinigtes Königreich Birgit Bujard
- Zypern Heinz-Jürgen Axt
9. Anhang